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Kampf gegen Arzneimittelfälschungen

Immer mehr gefälschte oder minderwertige Medikamente kommen auf den Markt. Etwa zehn Prozent aller Medikamente weltweit sind von minderer Qualität und gefälscht, in Afrika geschätzt sogar jedes zweite Präparat. Verkauft werden sie in kleinen „Apotheken“ oder beim Straßenhändler um die Ecke. Difäm-Partnerinnen und -Partner decken mit Hilfe des Minilabs viele Medikamentenfälschungen in afrikanischen Ländern auf. Difäm Weltweit stattet seine Partnereinrichtungen mit den kleinen mobilen Laboren aus und schult pharmazeutische Fachkräfte vor Ort in deren Handhabung.
Eine Frau mit Baby auf dem Rücken bei der Medikamentenausgabe eines Krankenhauses in afrika©Foto: EPN

Fälschern auf der Spur

Während der Corona-Pandemie fiel Fidelis Nyaah etwas Beunruhigendes auf. Der Leiter einer kirchlichen Zentralapotheke in Kamerun hatte kurz hintereinander vier Fälschungen des Malariamittels Chloroquin gefunden. Auslöser dieser Häufung war die wissenschaftlich nicht bewiesene Behauptung, Chloroquin könne bei Covid-19 helfen. Weltweit war nicht nur die Nachfrage enorm gewachsen, auch die Preise für das Medikament waren rasant gestiegen, teilweise um das Hundertfache. Das hatte Arzneimittelfälscher auf den Plan gerufen.

Fidelis Nyaah ist Mitglied des Difäm Minilab-Netzwerkes. Mit einem einfachen Labor, das nicht größer als ein Koffer ist, kann er hundert der wichtigsten Arzneimittel untersuchen. So stellte er bei einem Präparat fest, dass es viel zu geringe Mengen des Wirkstoffs enthielt. Die anderen drei Fälschungen enthielten überhaupt kein Chloroquin, dafür aber andere Wirkstoffe.

Das stellte auch Georges Mutombo im 3.000 Kilometer entfernten Bukavu in der Demokratischen Republik Kongo bei Tabletten fest, die als Chloroquin-Präparat verkauft worden waren. Die beiden afrikanischen Apotheker verständigten das Difäm, dessen Fachstelle für Pharmazeutische Entwicklungszusammenarbeit eng mit dem Pharmazeutischen Institut der Universität Tübingen zusammenarbeitet.

Die Fälschungen wurden aus Kamerun und dem Kongo nach Tübingen geschickt. Die Analyse zeigte, dass ein Präparat weniger als ein Viertel der angeblichen Wirkstoffmenge enthielt, was einerseits viel zu wenig ist, um Patientinnen und Patienten von Malaria zu heilen, andererseits die Entwicklung von chloroquinresistenten Malariaerregern begünstigt.

Die anderen vier Präparate enthielten überhaupt kein Chloroquin, dafür aber andere, nicht angegebene Wirkstoffe, darunter das Schmerzmittel Paracetamol und das Antibiotikum Metronidazol. Diese haben eigene Risiken und Nebenwirkungen und können – unwissentlich verabreicht – Patientinnen und Patienten in Gefahr bringen, weswegen diese Form der Fälschung zu den gefährlichsten im Arzneimittelbereich gehört.

Internationale Warnmeldung über die WHO

Die Tübinger und die afrikanischen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten benachrichtigten die Behörden in Kamerun und im Kongo sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese gab sofort eine internationale Warnmeldung mit Fotos der gefälschten Arzneimittel aus.

Seit 2020 gehört das Difäm zu den wenigen Organisationen weltweit, die Fälle von Arzneimittelfälschungen direkt in die internationale WHO-Datenbank einspeisen dürfen. Damit würdigt die WHO die kontinuierliche und hochwertige Arbeit des vom Difäm koordinierten Minilab-Netzwerks, von dessen enger Zusammenarbeit nicht nur die Partnereinrichtungen profitieren, sondern auch die Gesundheitssysteme und Patientinnen und Patienten weltweit, insbesondere in Afrika.

Das Netzwerk umfasst derzeit 16 Partnerorganisationen aus zwölf afrikanischen Ländern sowie Indien. Jährlich analysieren sie knapp tausend Arzneimittel. 2019 wurden sieben Fälschungen und 20 mangelhafte Präparate entdeckt. In diesen Fällen waren es Malariapräparate. Es wird aber alles gefälscht, von Generika bis zu den Originalpräparaten, von teuren Krebsmedikamenten und Antibiotika bis zu günstigem Paracetamol.

Difäm Weltweit stattet Einrichtungen von Partnerorganisationen mit den Minilabs aus und betreut und berät Mitgliedseinrichtungen, die bereits ein Minilab erhalten haben. Ihnen werden Chemikalien oder Tabletten mit gesicherter Qualität als Vergleichsstandards bereitgestellt. Zudem begleiten wir den Süd-Süd-Austausch und schaffen ein Bewusstsein für das Thema Qualität von Medikamenten bei Gesundheitspersonal und Patienten.


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